Ananas comosus (Ananas)

 

Unsere Ananas steht im Tropenhaus, unweit des Mangobaums und steht noch der kleinen Wildform nahe. Sybilla Merian zeichnete die Ananas und zeigt auch die Schaben, die von ihrem süßen Duft angelockt werden. Im Mikroskop kann man erkennen, dass die Leitbündel zwischen dem wasserleitenden Holzteil (obere Hälfte) und dem zuckerleitenden Bastteil (untere Hälfte) keine Kambiumschicht aufweisen. Wie andere einkeimblättrige Pflanzen auch, kann die Ananas daher nicht in die Breite wachsen.

Erstes Luxusgut der Globalisierung

Als Christoph Columbus am 4. November 1493 den Strand von Gouadeloupe betrat, überreichten ihm die freundlichen Bewohner der Insel (die ihre Freundlichkeit sehr bald mit ihrem Leben und ihrer Freiheit bezahlen sollten), eine unbekannte und unglaublich süße Frucht. Ursprünglich in Amazonien vor etwa 4000 Jahren in Kultur genommen, hatte sich die Ananas schon vor Ankunft der Europäer im ganzen tropischen Amerika verbreitet. Den Namen erhielt sie von dem Guaraní-Wort naná für ‚Frucht‘. Die Europäer waren begeistert, schon in weniger als 100 Jahren trat diese paradiesische Pflanze eine unvergleichlichen Siegeszug an und verbreitete sich überall dort, wo die Europäer Kolonien gründeten. Auf dem schönen Stich von Sybilla Merian, der um 1700 entstand, sieht man die Ananas in Surinam, unweit der Gegend, wo sie erstmals angebaut wurde. Die verderbliche Frucht konnte mit den damaligen Segelschiffen nicht gehandelt werden, also baute sich jeder, der reich genug war, Glashäuser zur Anzucht von Ananas. So wurde die Frucht bald zum Symbol für Luxus und Dekadenz - "Friss Ananas, kau Wachteln - Dein Tag wird kommen, Bourgeois!" dichtete Majakowskij in der jungen Sowjetunion. Die Pflanze gehört zu den Bromelien, ist also einkeimblättrig. Trotz ihres kräftigen Stamms ist sie nicht in der Lage, sich zu verdicken, wie man im Mikroskop an den Leitbündeln erkennen kann. Der wasserleitende Holzteil und der zuckerleitende Bastteil sind nicht durch Stammzellen voneinander getrennt, so wie Palmen und Gräser muss auch die Ananas von Anfang an in der vollen Dicke auswachsen. Die Kulturananas ist übrigens steril, wenn bei der Ernte die Frucht (eigentlich ein Fruchtstand) abgehackt wird, treiben unten neue Stämme aus, ähnlich wie bei der Bananenstaude.