Pflanze des Monats August: Riesen-Seerose (Victoria cruziana)

Blick auf Victoria cruziana
Die Blüten der Riesen-Seerose erreichen einen Durchmesser von 40 cm (Foto: K. Knoch)
Kräftige Rippen mit Querstreben prägen die Unterseite der Blätter der Riesen-Seerose (Foto: K. Knoch)

Riesen-Seerose - die Dimensionen dieses Seerosengewächses sind wahrlich gigantisch. Die Blüten, die einen Durchmesser von bis zu 40 cm erreichen, bestechen nicht nur durch ihre Größe. Auch die Art und Weise, wie die Riesen-Seerose blüht, ist sehr ungewöhnlich: Ihre Blüten öffnen sich in der Regel am Abend, und im letzten Licht des endenden Tages leuchten ihre elfenbeinweißen Blütenblätter für nur wenige Stunden, bevor sich die Blüte wieder schließt. Am Nachmittag des nächsten Tages öffnet sich die Blüte abermals in einem zarten Rosa, bis sie sich abends endgültig schließt. Danach neigt sich die Blüte mit ihrem stacheligen Fruchtknoten ins Wasser, worin die erbsengroßen Samen heranreifen.

 

Um sicherzugehen, dass sie nur fremdbestäubt wird und den Pollen einer anderen Pflanze erhält, hat die Riesen-Seerose einen erstaunlichen Mechanismus entwickelt. Kräftige Duftstoffe und die helle Blüte locken in ihrer Heimat große Käfer an, für die das zuckerhaltige Blüteninnere eine äußerst ergiebige Nahrungsquelle darstellt. Vor lauter Nahrungsaufnahme merken die Käfer nicht, dass sich die Blüte bald hinter ihnen schließt und ihnen den Weg ins Freie versperrt. Innerhalb der Blüte werden die Käfer dann mit reifem Pollen bestreut. Die Käfer können erst entkommen, wenn sich die Blüte am zweiten Tag erneut öffnet und sie mit reichlich Pollen beladen sind. Da sich die Blüte nun in zartem Rosa öffnet, wird dieselbe Blüte vom gleichen Käfer höchstwahrscheinlich nicht noch einmal angeflogen.

 

Die kreisrunden Blätter der Riesen-Seerose fallen nicht nur durch ihre Größe von durchschnittlich zwei Metern auf, auch der kuchenblechartig aufgestellte Rand und das kräftige Rippenmuster auf der Blattunterseite sind unübersehbar. Zahllose Luftkammern innerhalb der Blätter halten diese auch bei intensiven Regenfällen an der Oberfläche und bewirken, dass ein einziges Blatt mit Leichtigkeit 20 kg und mehr tragen kann (bitte nicht ausprobieren!). Auch im Kampf um ausreichend Sonnenlicht kann die Riesen-Seerose mit einer interessanten Strategie aufwarten: Die Blätter wachsen zunächst unter Wasser zu einer stachelige Kugel zusammengerollt. Sobald diese auf die Waseroberfläche gelangen, entrollen sie sich innerhalb kurzer Zeit und überrollen dabei einfach alle benachbarten Pflanzen.

 

Ihren Namen hat die Riesen-Seerose übrigens im Jahre 1837 zu Ehren der englischen Königin Viktoria erhalten. Sie ist in Flüssen und tieferen stehenden Gewässern des nördlichen Argentinien beheimatet. Mitarbeiter des Botanischen Gartens ziehen die einjährige Art jedes Frühjahr aus erbsengroßen Samen heran, wobei die Pflanze in nicht einmal einem halben Jahr zu voller Größe heranwächst.