Gossypium hirsutum (Baumwolle)

Wenn die Baumwolle blüht, kann man die Verwandtschaft zu den Malven gut erkennen (Bild P. Nick)
Die Baumwollkapsel - wenn sie reift, entlässt sie die begehrten Samenhaare (Bild P. Nick)
So stellte man sich in Europa die Baumwolle vor (aus einer alten Chronik)

Fast unsere gesamte Kleidung liefert sie - die Baumwolle (Gossypium hirsutum). Dieser ursprünglich aus Mittelamerika stammende Strauch blüht sehr dekorativ und läßt damit seine Verwandtschaft zu den Malvengewächsen erkennen. Kurz darauf bilden sich die glänzendgrünen Kapseln, die bald aufplatzen und die langen, seidenweichen Samenhaare entlassen. Der sagenhafte Baum, an dem Wolle wächst, erregte die Phantasie im spätmittelalterlichen Europa. Schon bald lieferten vor allem die französischen Kolonien in Alabama und Louisiana das weiße Gold, das den europäischen Markt eroberte. Die Folgen für die heimische Textilindustrie waren verheerend. Die Erzeugung von Flachs, die wichtigste Einkommensquelle für die freien Reichsstädte in Süddeutschland, brach komplett zusammen, ganze Landstriche, wie etwa das bis dahin wohlhabende Allgäu, verarmten.

Die Herkunft der Baumwolle gibt der Wissenschaft noch Rätsel auf. Sie entstand nämlich durch Hybridisierung zweier Wildarten. Die eine davon stammt aus Mexico, die andere scheint aber rätselhafterweise aus Afrika zu kommen. Zu der Zeit, als Afrika und Südamerika noch nicht durch die Kontinentaldrift voneinander getrennt waren, gab es wohl noch keine Baumwolle, vermutlich haben die Sklavenhändler Spaniens und Englands im 17. Jahrhundert nicht nur Menschen, sondern auch Pflanzen nach Mitteleuropa verschleppt.

Heutzutage wird die Baumwolle in allen subtropischen und tropischen Gebieten angebaut. Die Monokultur schafft paradiesische Verhältnisse für Schädlinge, vor allem den Baumwollkapsel-Spinner, der wie sein Name schon besagt, die wertvollen Kapseln aushöhlt. Der Einsatz von Insektiziden ist daher enorm - besonders wirksam ist das nicht, weil die Raupen im Innern der Kapsel vor dem Gift gut geschützt sind (die Arbeiter in den Plantagen freilich sind es nicht). Seit den späten 80er Jahren wird daher großflächig mit Gentechnik gearbeitet. Man nutzt dazu ein Toxin des Bodenbakteriums Bacillus thuringiensis, das nur auf Insekten wirkt und dort Durchfall auslöst. Das Gen für dieses salopp B.t. genannte Toxin wurde in das Erbgut der Baumwolle eingeführt. Wenn die Raupen fressen, vergiften sie sich bald. Die Menge an Insektiziden kann durch diesen Ansatz halbiert werden. Vor allem in China und USA dominiert B.t.-Baumwolle. Auch hier gibt es jedoch eine dunkle Seite: durch den großflächigen Anbau verbreiten sich Insekten, die gegen dieses Toxin resistent sind und daher unbeschadet die Baumwolle ruinieren können.