Bryophyllum delagoense (Madagassisches Brutblatt)

Im ersten Teil des Sukkulentenhauses findet sich diese aus Madagaskar stammende Pflanze, besser bekannt unter dem Synonym Kalanchoe. Der Name, Brutblatt, ist Programm. An den Blatträndern entstehen zahllose kleine Pflänzchen, die dann abfallen und sofort wieder austreiben. Wie man inzwischen weiß, wandeln sich einzelne Epidermiszellen zu Keimzellen um und bilden einen kompletten Embryo, der dann nach einiger Zeit abfällt, in der Fachsprache als somatische Embryogenese bezeichnet. Stellen Sie sich vor, aus einzelnen Schuppen Ihrer Haut entstünden lauter Babys, dann wären Sie ein wandelndes Brutblatt... Schon Goethe war von dieser Pflanze fasziniert und wurde dadurch zu seinem Werk "Die Metamorphose der Pflanze" angeregt - die erstaunliche Wandlungsfähigkeit eines schon ausgereiften Organs ist etwas, was es bei uns vielzelligen Tieren nicht in annäherndem Maße gibt. Der englische Name Mother of Millions deutet in eine ähnliche Richtung. Unsere Gärtnerinnen und Gärtner achten mit Argusaugen darauf, dass die Brut nicht ausbüchst - das Brutblatt ist nämlich invasiv und hat in Australien und einigen Südseeinseln schon die Oberhand gewonnen. Das liegt nicht nur an der atemberaubenden Vermehrungsfähigkeit, sondern auch einem Giftstoff, dem Bufalodienolid, das Herzstillstand auslöst. Vor allem gefräßige Ziegen fallen immer wieder diesem Giftanschlag zum Opfer. Die Pflanze ist sukkulent, speichert also Wasser in ihren inneren Geweben und kann so sehr gut mit Trockenheit zurechtkommen. Der Artname leitet sich von der Delago-Bucht im trockenen Süden Madagaskars ab, wo diese Pflanze ursprünglich herstammt.

Als "Leaf of Life" geniesst das Brutblatt in Afrika große Verehrung und wird daher als Heilpflanze eingesetzt. In diesem Video von Rolf Bormuth erklärt Ese Egbevwie aus Lagos in Nigeria, warum das so ist. Video (5 min).