Spaziergang Palmenhaus

Wo ist was im Palmenhaus
Der Baum der Reisenden aus Madagaskar ist nur in wenigen Botanischen Gärten zu finden.

Besonderheiten im Palmenhaus (Auswahl)

Riesenbambus (Dendrocalamus giganteus)

Dieses baumhohe Geschöpf im Zentrum ist eigentlich ein Gras und mit unseren Getreiden verwandt. Der Riesenbambus ist vermutlich das am schnellsten wachsende Lebewesen auf diesem Planeten. An einem Tag kann er einen halben Meter länger werden. Die jungen Sprosse dringen schon in voller Dicke aus der Erde - im Gegensatz zu den Zweikeimblättrigen gibt es bei den Einkeimblättrigen, zu denen auch die Gräser gehören, kein sekundäres Dickenwachstum. In seiner Heimat blüht der Bambus alle 70-80 Jahre und stirbt dann ab. Bei uns müssen wir alle paar Jahre kappen, weil er sonst das Dach abheben würde.

Baum der Reisenden (Ravenala madagascariensis)

Wenn man von der Osttür nach rechts schaut, fällt ein prächtiges Exemplar des madagassischen Baums der Reisenden auf. Dieser Verwandte der Paradiesvogelblume (), die dort zu seinen Füssen, vor allem im Winter, blüht, kommt nur auf Madagaskar vor und lebt in einer ziemlich schrägen Symbiose mit dem wunderlichen Fingertier Aye-Aye, das diesen Baum bestäubt und im Gegenzug von dem Baum chemische Stoffe erhält, womit es seinen Urin zu einem leuchtenden Reviermarker einsetzen kann.

Titanenblatt (Dracontium gigas)

Am Westrand neben dem Goldfischteich wird jedes Frühjahr neu das Titanenblatt gepflanzt und das einzige Blatt erreicht dann innerhalb des Jahres eine gewaltige Höhe. Im Jahr 2013 gab es eine Sensation, als dieses mit unserem heimischen Aronstab verwandte Gewächs zu blühen begann. Die Blüte ist über einen halben Meter hoch und "duftet" nach Aas.

Im Palmenhaus haben wir einige lebende Fossilien versammelt, die einen Eindruck von der Vegetation vermittelte, die Aufstieg und Fall der Dinosaurier begleiteten. Gleich am Eingang findet man eine Landschaftsdarstellung aus dem Silur (vor etwa 500 Millionen Jahren), als die Pflanzen an Land gingen, gleich daneben kann man sich den Gabelblattfarn anschauen, der noch diese Urformen widerspiegelt. An der Westtüre (beim Titanenblatt) gibt eine Uhr der Evolution einen Überblick über die für uns schwer vorstellbaren Zeiträume. Die Erdgeschichte wird hierbei auf einen Tag geschrumpft und es ist zu sehen, um wieviel Uhr was passiert ist (der Mensch tritt übrigens erst fünf Minuten vor Mitternacht auf den Plan...). Daneben stehen mehrere Palmfarne, urtümliche Samenpflanzen, die gemeinsam mit den Dinosauriern die vor etwa 150 Mio Jahren immer trockener werdende Erde eroberten, weil sie durch die Erfindung des Pollenschlauchs erstmals "Sex auf dem Trockenen" vollziehen konnten. Die davor üppigen Farnwälder, gleich gegenüber am Osteingang durch Baumfarne und Bärlappe verkörpert starben hingegen aus. Gleich daneben etwas ganz Besonderes - die Wollemie - ein urtümlicher Nadelbaum, der vor wenigen Jahren in den Dschungeln von Queensland entdeckt wurde, die wenigen Pflanzen in einer verborgenen Schlucht sind alle Klone eines Individuums und werden nun in einer weltweiten Anstrengung von Botanischen Gärten vermehrt. Diese Pflanze hat 40 Millionen Jahre auf dem Buckel - der Begriff "Lebendes Fossil" ist hier also mehr als angebracht...