Welwitschie (Welwitschia mirabilis)

Karlheinz Knoch
Geduldsprobe für Gärtner – unsere Welwitschie feiert demnächst ihren 40-ten. Sie blüht jedoch nur alle paar Jahre und lässt sich auch sonst viel Zeit.
Welwetschien sind zweihäusig – es gibt also männliche und weibliche Pflanzen. Unsere Welwitschie ist ein Junge.

 

It is out of the question the most wonderful plant ever brought to this country, and one of the ugliest” - Dies ist ohne Frage die wunderbarste Pflanze, die je in dieses Land gebracht wurde, und eine der hässlichsten.“ So äußerte sich der englische Botaniker Hooker im berühmten Londoner Kew Garden als er von dem österreichischen Botaniker Friedrich Welwitsch ein Exemplar dieser Pflanze zugeschickt bekam. Sie lebt in der südafrikanischen Namib, einer der extremsten Wüsten der Welt – die Buren gaben ihr den treffenden Namen  tweeblaarkanniedood, also „Zweiblatt-kann-nicht-sterben“. Wie dieses außerirdische Wesen mit seinen nur zwei Blättern, die oft vorne wachsen und hinten absterben, in diesen extremen Bedingungen überleben kann, ist nur eines der vielen Rätsel, die noch ungelöst sind.

Lebendes Fossil oder Prophet?

Die Art Welwitschie ist völlig allein in ihrer Gattung, ihr nächster Verwandter ist der merkwürdige Gnetumbaum – der ebenfalls im Garten des KIT zu sehen ist. Beide wurden als lebende Fossilien betrachtet, die irgendwo zwischen den Farnpflanzen und den Samenpflanzen angesiedelt sind. In der Tat ist die Welwitschie ein Nacktsamer, ist also entfernt mit unseren Nadelbäumen verwandt und kam vermutlich schon vor über 180 Millionen Jahren vor, als die ersten Dinosaurier durch die Schachtelhalmwälder der Jurazeit streiften. Andererseits bilden sie schon Nektar, was darauf hindeutet, dass sie schon von Insekten bestäubt werden (man vermutet, dass urtümliche Wanzen die Bestäubung vollziehen) und in ihren Samen bilden sie Öle, wie man sie sonst nur von „modernen“ Bedecktsamern kennt. Als man 2005 in China einen fossilen Baum mit Namen Archaefructus entdeckte, stellte sich heraus, dass dieser älteste Bedecktsamer aussieht wie ein Gnetumbaum. Daher sind Welwitschien zwar einerseits urtümliche Nacktsamer, andererseits aber auch schon eine Art „Propheten“ der heraufziehenden Bedecktsamer, die dann die Herrschaft über diesen Planeten antraten. Wie eine einsame Fußspur am Wegrand der Evolution erzählt uns die Welwitschie also davon, wie sich aus den Farnen die Blütenpflanzen entwickelten. Die Nadelbäume sind also nicht also die Vorfahren der Bedecktsamer, sondern wohl eher eine Seitenlinie, quasi der Neandertaler der  Blütenpflanzen.

Wenn man vom Eingangsbereich ins Sukkulentenhaus geht, findet man die Welwitschie gleich vorne an der linken Seite.