Projekt Wildpflanzen-Schutz Deutschland (WIPs.de)

Das Breitblättrige Knabenkraut ist eine der 15 Arten, deren genetische Vielfalt erhalten werden soll (Foto: M. Sommerfeld)

Der Erhalt der genetischen Vielfalt ist ein wichtiges Ziel zur Sicherung der Biodiversität und eine der größten Herausforderungen der Menschheit im 21. Jahrhundert. Nur bei einem großen genetischen Spektrum innerhalb einer Art besteht die Chance dass Organismen existieren, die mit neuen Umweltbedingungen wie den Folgen des Klimawandels zurechtkommen. Dies wurde inzwischen auch von der Politik in Deutschland erkannt. Inzwischen wird auch auf Bundesebene versucht, die pflanzliche Biodiversität zu sichern. Der Botanische Garten des KIT ist hier von Anfang an dabei.

WEL Genbank: Den Anfang bildete die Genbank für Wildpflanzen mit Nutzungspotential für Ernährung und Landwirtschaft (WEL), bei dem wir für den Südwesten Deutschlands verantwortlich zeichneten. Nachdem dies erfolgreich abgeschlossen war, wurde ein Nachfolgeprojekt WIPs.de ins Leben gerufen.

WIPs I: Das Ziel dieses Projekts des Bundesamtes für Naturschutz, das vom Bundesumweltministerium gefördert wird, war die Sicherung der Populationen und genetischen Vielfalt von 15 einheimischen Wildpflanzen. Allen Arten ist gemein, dass sie in Deutschland gefährdet oder stark gefährdet sind und dass Deutschland für deren Schutz eine besondere Verantwortung trägt. Beispiele hierfür sind der Sumpf-Enzian (Gentianella uligionsa), die heimische Orchidee Dactylorhiza majalis (Breitblättriges Knabenkraut) und der Berg-Wohlverleih (Arnica montana), welcher auch Teil des Artenschutzprogramms des Landes Baden-Württemberg ist. In das Projekt flossen die umfangreichen Erfahrungen der WEL-Genbank mit ein. Dabei werden die Arten nicht nur ex-situ (also außerhalb des Standorts) gehalten. Aus dem Saatgut werden im zweiten Schritt neue Pflanzen herangezogen, welche an den Naturstandorten wieder ausgepflanzt werden (sogenannte in-situ Erhaltung). Eine solche Doppelstrategie war bisher völliges Neuland.

WIPs II: Inzwischen hat das Bundesamt für Naturschutz ein Nachfolgeprojekt in Auftrag gegeben, bei dem noch zahlreiche weitere Arten geschützt werden sollen. Hier werden wir für weitere Arten Erhaltungskulturen anlegen, um so die genetische Vielfalt bedrohter Arten aufrechterhalten zu können. Hinzukommen sollen Anthericum liliago, Eriophorum gracile, Genista germanica, Pulmonaria collina. Ab Frühjahr 2020 werden die Portraits dieser Arten auf diesen Seiten zu finden sein.

Nachfolgend stellen wir die 15 Arten des Projektes in kurzen Steckbriefen vor.

 

Wissenschaftlicher Name Deutscher Name RL Deutschland RL BaWü
Arnica montana Berg-Wohlverleih  3  2
Asplenium cuneifolium Serpentin-Streifenfarn  2  -
Astragalus exscapus Stängelloser Tragant  3  -
Carex pseudobrizoides Reichenbachs Zittergras-Segge  3  -
Cochlearia bavarica Bayerisches Löffelkraut  2  -
Crepis mollis Weichhaariger Pippau  3  3
Dactylorhiza majalis Breitblättriges Knabenkraut  3  3
Dianthus gratianopolitanus Pfingst-Nelke  3  3
Gagea spathacea Scheiden-Gelbstern  3  R
Gentianella uliginosa Sumpf-Enzian  2  -
Lycopodiella inundata Sumpf-Bärlapp  3+  2
Oenanthe conioides Tide-Wasserfenchel  1  -
Rhynchospora alba Weißes Schnabelried  3  3
Scabiosa canescens Graue Skabiose  3  2
Viola calaminaria Gelbes Galmei-Veilchen  2  -

 

In der Tabelle steht die Abkürzung "RL Deutschland" für die Gefährdung einer Art in Deutschland, "RL BaWü" gibt Auskunft über die Gefährdung einer Art in Baden-Württemberg.

Die einzelnen Gefährdungsstufen der Roten Liste sind:

3 Die Art ist gefährdet
3+ Die Art ist gefährdet und in einigen Regionen sogar stark gefährdet
2 Die Art ist stark gefährdet
1 Die Art ist akut vom Aussterben bedroht
R Die Art kommt im Bundesland nur extrem selten vor
- Die Art kommt im Bundesland nicht vor