Aristolochia gigantea (Riesen-Pfeifenwinde)

Aristolochia_gigantea Karlheinz Knoch
Inzwischen ist unsere Riesen-Pfeifenwinde noch riesiger geworden und schafft sogar mehrere Blüten auf einmal (Bild Karlheinz Knoch).
Riesen-Pfeifenwinde mit stolzer Gärtnerin
Karlheinz Knoch
Die Mysterien des Blütenschlunds sind für Aasfliegen unwiderstehlich. Bild: Karlheinz Knoch.

 

Gerettet aus dem Botanischen Garten der Universität Saarbrücken, der im Zuge von wirtschaftlichen Erwägungen vor kurzem abgewickelt wurde, hat die Riesen-Osterluzei (auch Riesen-Pfeifenwinde genannt) bei uns eine Heimstatt gefunden und wird immer wieder im Eingangsbereich vorgestellt, wenn sie gerade mal wieder eine ihrer riesigen Blüten treibt.

Die Osterluzeigewächse oder Pfeifenwinden sind auf fast allen Kontinenten zu finden und zählen zu den ursprünglichsten Blütenpflanzen überhaupt. Gemeinsam mit den Pfeffergewächsen erlauben sie einen Blick zurück in die Zeit vor etwa 100 Millionen Jahren, als im Schatten der Dinosaurier die ersten Blütenpflanzen entstanden. Als der Urkontinent Pangaea auseinanderbrach, gab es diese urtümlichen Pflanzen schon, weshalb sie auch auf heute sehr weit auseinanderliegenden Kontinenten in vielen Arten vorkommen. Aufgrund ihrer Archaik lassen sie sich weder den Ein- noch den Zweikeimblättrigen zuordnen. Die oft fleischfarbigen Blüten riechen mehr oder weniger dezent nach Aas, manchmal auch nach Pilzen - Addressaten sind in der Regel Fliegen oder Käfer, die von dem kesselartig erweiterten Schlund geradezu magisch angezogen werden und dort dann von Reusen-Haaren solange festgehalten werden, bis sie von Pollen bedeckt sind.

Der wissenschaftliche Name für die Osterluzei, Aristolochia, stammt aus dem Griechischen und steht für "Gut für die Geburt". Das deutet schon auf die medizinische Bedeutung dieser Gattung hin. Die von den rund 500 verschiedenen Arten gebildeten Inhaltsstoffe werden daher traditionell als Heilpflanzen genutzt, wobei die Grenze zwischen Heilung und Gift oft fließend ist. Die mit unserer Riesen-Osterluzei verwandte Art A. fangchi spielt etwa in der Traditionellen Chinesischen Medizin eine wichtige Rolle, kann aber bei falscher Dosierung oder Präparation auch Nierenschäden verursachen. Verantwortlich dafür ist der nach dieser Gattung benannte Wirkstoff Aristolochia-Säure. Auch für unsere Osterluzei gilt also: Anschauen und Photographieren erlaubt, aber kulinarische Nutzung verboten! Außer für Liebhaber von dezent verrottetem Aas ist hier aber auch wenig zu holen...