Hecker und Blankenhorn - Wein und Revolution

Der badische Revolutionär Hecker motivierte den Weinchemiker Blankenberg dazu, amerikanische Wildreben als Wurzelstöcke gegen die Reblaus zu nutzen.

Die Züchtung von sogenannten PiWi-Reben (für Pilz-Widerstandsfähig) kann den Fungizideinsatz im Weinbau um 3/4 reduzieren. Kaum jemand weiß, dass diese Erfolgsgeschichte vor etwa 150 Jahren hier in Karlsruhe begann: Nach dem Scheitern seiner politischen Träume emigrierte der badische Revolutionär Friedrich Hecker in die USA. Dort widmete er sich dem Weinbau und wurde auf die natürliche Immunität amerikanischer Wildreben gegen allerlei Krankheiten und Schädlinge aufmerksam. In einen fast zwei Jahrzehnte währenden Briefwechsel überzeugte er Adolph von Blankenhorn, der in Karlsruhe ein privates Weinforschungsinstitut unterhielt, dass man diese robusten Wildreben doch nutzen könne, um die nach Europa eingeschleppte Reblaus einzudämmen. Hecker versuchte vergebens aus diesen Wildreben ordentlichen Wein zu keltern, aber die Samen, die er Blankenhorn schickte waren der Ausgangspunkt für die heute gängige Praxis, die Reblaus durch Pfropfen der Edelreben auf sogenannte "Amerikaner-Wurzelstöcke" zu unterdrücken. Bis heute ist dies weltweit der wirtschaftlich erfolgreichste Fall von biologischer Schädlingsbekämpfung. Kurz danach begann man, in einem langwierigen und mühsamen Züchtungsprozess durch Einkreuzung dieser Wildreben die Resistenz von dem unangenehmen Geschmack (dem sogenannten "Fuchston" der Amerikanerreben) zu trennen. Diese deutsch-französische Gemeinschaftsleistung überlebte zwei Weltkriege und führte nach etwa 100 Jahren Züchtung zum Erfolg.