Übung zu 10: Ethik als Prozess

 

1. Bestimmen Sie für die folgenden Fälle die Verantwortung (Tipp: prüfen Sie erst, welche Handlungsalternativen es gibt)

  • Betrunkener, der jemanden anfährt
  • Mann, der sich vor einem Streit mit seiner Ex "Mut antrinkt" und sie danach im Streit schlägt
  • Dementer Mensch, der einen Verkehrsunfall verursacht
  • Schimpansenmännchen, was nach Übernahme eines neuen Harems die Neugeborenen tötet
  • Studiendekan, der in Ausführung einer Weisung des Ministeriums eine Änderung der SPO umsetzen muss, die seiner Meinung nach zu einer Verschlechterung der Lehrqualität führt

2. Systeme kollektiver Verantwortung sind immer knifflig. Versuchen Sie dies in folgendem (realen) Fall: Bei einer Routineuntersuchung in einem Institut des KIT wird eine Belastung durch PCB festgestellt. Die Belastung ist nicht so hoch, dass unmittelbar bauliche Maßnahmen nötig sind, aber doch über dem Grenzwert für Stillende und Schwangere. Hier gibt es nun folgende Akteure / Handlungsmöglichkeiten:

  • das Bauamt des Landes (ist nicht KIT), was alle Baumaßnahmen an öffentlichen Gebäuden durchführen muss und dem Finanzministerium unterstellt ist,
  • die Abteilung Sicherheits- und Umweltmanagement des KIT, die für die Gewährleistung von Sicherheits- und Umweltsstandards verantwortlich ist,
  • der Leiter des besagten Instituts, der laut der KIT-Institutsordnung für die Einhaltung von Bau-, Arbeitsschutz- und Sicherheit verantwortlich ist, aber gar keine Baumaßnahmen durchführen darf, weil nur das Bauamt befugt ist
  • der Präsident des KIT, der besagte Institutsordnung erlassen hat
  • die Studierenden, die in besagtem Institutsgebäude Lehrveranstaltungen absolvieren
  • ein Ministerium, das um die PCB-Problematik weiß, aber nicht über das Budget verfügt, alle Gebäude, die in den 70er Jahren mit diesem Baustoff erstellt wurden, sanieren zu lassen
  • die stimmberechtigten Wähler, die durch ihre politische Entscheidung festlegen, wofür die Steuergelder eingesetzt werden

Bestimmen Sie für diesen Fall, wer was tun müsste, um seiner Verantwortung gerecht zu werden.

3. Gibt es einen wichtigen Unterschied zwischen Diskursethik und Kants Tugendethik?

4. Welche drei Ansprüche stellt die Diskursethik an einen Diskurs? Welchen Weg beschreitet die Diskursethik bei ethischen Fragen, die Embryonen, Demente oder Komapatienten betreffen, also Personen, die nicht für sich selbst sprechen können? Was ist die Gefahr dabei?

5. In Deutschland gibt es derzeit eine Diskussion um die Frage, ob Beihilfe zum Suizid (also "Tötung auf Verlangen") straffrei sein soll. Wie würden Sie eine Ethikkommission besetzen, die diese Frage diskursethisch entscheiden soll (es geht nicht darum, wie Sie entscheiden würden, sondern lediglich darum, welche Interessensgruppen vertreten sein sollten)

Nachbereitung zu 10: Ethik als Prozess