Glossar

 

 

Ähnlichkeit versus Gleichheit

 

Der Unterschied zeigt sich vor allem in der unterschiedlichen Transitivität. Man kann aus A = B und B = C folgern, dass A = C. Für A ähnlich B und B ähnlich C kann man nicht folgern, dass A ähnlich C. Dieser Unterschied ist wichtig für die Modellbildung. Modelle sind der Realität ähnlich, aber eben nicht gleich (sondern nur für bestimmte Aspekte gleich). Beim Übergang von Realität zu Modell und zurück ist dieser Punkt zu beachten, sonst kommt man auf logische Irrwege.

 

Altruismus

 

Gegenstück zu Egoismus - Handlungen, bei denen das eigene Interesse zugunsten des Interesses von anderen (der Allgemeinheit) zurückgestellt werden. Für die Darwinsche Theorie stellt die Entstehung von Altruismus ein Problem dar, weil das eine Eigenschaft ist, die zunächst einmal den eigenen Fortpflanzungserfolg reduziert.

 

Autonomie

 

von griechisch "avtos" (selbst) und "nomos" (Gesetz) - die Fähigkeit, sich als freies Wesen zu begreifen und aus dieser Freiheit heraus zu handeln. Der Gegenbegriff wäre Heteronomie, wobei man sich nicht als frei begreift, sondern als "Rädchen im Getriebe", also determiniert. Jemand, der nicht autonom ist, ist auch nicht in der Lage, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen (letztlich ist da ja niemand, der was übernehmen könnte, sondern nur eine Kombination von Sachzwängen).

Vor allem in Kollektiven ist die Frage nach der Autonomie des Einzelnen schwierig zu beantworten und fehlende Autonomie (sprich: die Selbsteinschätzung, dass man Handlungsfreiheit besitzt) ist häufig der Grund, wenn solche Kollektive ethisch völlig entgleisen (Fallbeispiel: Eichmann-Prozess). Autonomie, Rationalität und Bewusstheit seiner selbst gelten gemeinhin als die drei Säulen von Personalität.

 

Bedeutung

 

Das, worauf ein Zeichen (im Sinne des Bühlerschen Organonmodells) hindeutet, also das, was durch dieses Zeichen übertragen wird - im Grunde ein Synonym für Information. Das Zeichen selbst ist belanglos, seine Bedeutung gewinnt es erst durch die Vereinbarung zwischen Sender und Empfänger (den Code).

 

Bereitschaftspotential

 

Eine spezifische Gehirnaktivität, die der Durchführung willkürlicher Handlungen vorausgeht und als Korrelat der Bewusstwerdung dieser Handlung gedeutet wird. Das Bereitschaftspotential ist sehr klein und muss daher experimentell durch Mittelung mehrerer Meßreihen ermittelt werden. Im statistischen Mittel erfolgt es zwar vor der Handlung, aber nach den neuronalen Prozessen, die für die Handlung verantwortlich sind. Daraus wurde gefolgert, dass wir auch willkürliche Handlungen schon ausführen, bevor es uns bewußt wird.

 

Beschreibung

 

Schilderung eines Vorgangs ohne Deutung (im Gegensatz zur Erklärung). In einer wissenschaftlichen Arbeit das, was im Ergebnisteil steht. Vorsicht Falle: wenn man etwas schildert, gibt man durch die Auswahl von Wichtigem und Unwichtigem häufig schon so etwas wie eine Deutung.

 

bijektiv

 

eine Eigenschaft von Abbildungen (lat. "in zwei Richtungen geworfen"), bei der jedem Punkt des Urbilds genau ein Punkt des Abbilds entspricht. Wenn das so ist, kann man aus der Untersuchung der Abbildung 1:1 auf das Urbild zurückschließen. Wissenschaftler glauben gerne, dass ihre Modelle bijektiv sind. Modelle sind aber immer verkürzte Abbildungen der Realität. Deshalb kann man zwar von einem Modell auf die Realität zurückschließen, aber wenn man die Vorhersage aus dem Modell nicht experimentell überprüft, kann man sich nicht sicher sein.

 

Bühlersches Organonmodell

 

von Karl Bühler 1934 formuliertes Modell für die menschliche Kommunikation, die im Prinzip von einer Dreiheit Sender, Empfänger, Inhalt ausgeht. Je nach dem, welcher dieser drei Elemente betont wird, hat man es mit einem Ausdruck (Sender betont), mit einem Appell (Empfänger betont) oder mit einer Darstellung (Inhalt betont) zu tun. In der Realität gibt es die reinen Formen nicht, sondern eine Mischung mit unterschiedlicher Gewichtung. Für klare Kommunikation ist es wichtig, dass man sich diesen Umstand bewusst macht und überlegt, inwieweit Form und Inhalt einer Kommunikation sich entsprechen und inwieweit hier Täuschungen vorliegen. Im Zentrum des Dreiecks steht das Zeichen (Signal), was als Träger der Redehandlung fungiert und einen zuvor ausgehandelten Code vorraussetzt.

 

Daten

 

von datum (lat. das Gegebene), Ergebnisse eines Experiments - sind nicht natürlich vorgegeben, sondern das, was man messen kann. Dafür brauche ich Instrumente und Anordnungen, um messen zu können. Außerdem muss ich wissen, was ich messen will und warum das für meine Frage sinnvoll ist. Es geht also sehr viel voraus, bis messbare Daten entstehen.

 

Determinismus

 

Schwacher Determinismus - jeder Zustand eines experimentellen Systems ist bestimmbar. Starker Determinismus - jeder Zustand eines experimentellen Systems ist bestimmt. Problem: Alles hat eine Ursache, diese haben wieder Ursachen usw. Man kommt also nie zum Ziel und man weiss das auch. Ähnlich wie der Reduktivismus ist es ist nur eine Herangehensweise, die uns hilft, die Wirklichkeit zu strukturieren (eine Suchstrategie oder Heuristik). "Man tut so, als ob..."

 

Diskurs

 

Heuristisches Verfahren (Suchstrategie) für ethische Entscheidungen. Dabei ist nicht a-priori bestimmbar, was herauskommt. Im Gegensatz zur Tugendethik sind hier immer mehrere Personen eingebunden (z.B. ein Ethikkomittee). Es werden Spielregeln eingehalten:

 

Logik: ein Sprecher muss widerspruchsfrei argumentieren ("was geht mich mein blödes Geschwätz von gestern an" geht hier nicht).

Dialektik: ein Sprecher muss das, was er sagt, selber glauben (Finten, rhetorische Kniffe, Heuchelei sind tabu).

Gewaltfreiheit: ein Sprecher muss abweichende Meinungen ertragen und er darf nicht jemanden, der nicht für sich sprechen kann, instrumentalisieren.

 

Aus dem Gebot der Gewaltfreiheit folgt, dass die Betroffenen der Entscheidung, die oft keine eigene Stimme tragen oder die (noch, nicht mehr) keine vollständige Personalität aufweisen, durch einen Sprecher vertreten werden, der ihre Interessen vertritt.

 

Epigenetik

 

Im Laufe des Lebens einer Zelle sich entwickelnde, strukturelle Veränderungen der Genaktivität, die in vielen Fällen an die nächste Generation weitergegeben werden können.

 

Erklärung

 

Erklärungen sind immer Darstellungen von Kausalitäten. Dabei werden immer zweigliedrige Aussagen gemacht, wobei das zu Erklärende (Explanandum) auf eine Ursache (das, was erklärt, Explanans) zurückgeführt wird. Wird etwas dargestellt, ohne dass solche Zuordnungen gemacht werden, handelt es sich um eine Beschreibung. Beispiel: die Einteilung der Blütenpflanzen in verschiedene Familien, Gattungen und Arten ist eine Beschreibung, der Versuch, diese Vielfalt aus der Evolution heraus zu verstehen, ist eine Erklärung. Erklärungen hängen eng mit Funktionalisierung zusammen. Nur scheinbar trivial: Wenn man etwas erklärt, hat man schon ziemlich viel Vorwissen und leitet daraus etwas ab. Erklärungen richten sich also darauf, das, was jetzt ist, aus dem Vorausgegangenen abzuleiten. Man kann aber genausogut daraus Voraussagen ableiten, die dann in neuen Experimenten geprüft werden können. Erklärungen sind also der Treibstoff für die modellgeleitete Wissenschaft. Zentrales Element von Erklärungen sind Subjunktionen(Wenn-Dann-Beziehungen zwischen zwei Zuständen). Unterformen  Eigenschaftserklärungen (Birkenspanner werden schlechter gesehen, weil sie dunkel sind), Zustandserklärungen (dieses Insekt bewegt sich nicht fort, weil es sich gerade verpuppt), Verlaufserklärungen (Körper A ist schneller als B, weil weniger Reibungskräfte wirken)

 

Ethik

 

Handlungsanweisungen (normative Aussagen), die, im Gegensatz zur Moral allgemein gültig sein sollen (Prinzip der Universalität). Ein wichtiges Kriterium ist die Widerspruchsfreiheit. Sucht nach Gründen für "richtiges" Verhalten, die universell gelten (beispielsweise der Kategorische Imperativ). Ethik ist im Grunde antinaturalistisch, weil sie nicht davon ausgeht, was ist, sondern von dem, was sein soll. Beispiel: Die ethische Regel "Du sollst nicht töten" ist nicht von der Natur/Realität abgeleitet, weil in der Natur/Realität das Töten ja durchaus vorkommt. Wenn Ethik/Moral von Beschreibungen der Natur abgeleitet werden, kommt es zu einem Naturalistischen Fehlschluss. Je nach dem Verfahren, wonach sich die Ethik zu gründen versucht, gibt es Prinzipienethik, Utilitarismus, Tugendethik, Diskursethik. Prinzipienethik: sucht nach Prinzipien, auf die man Ethik gründen kann. Utilitarismus: sucht nach dem maximalen Nutzen,Tugendethik frägt nach den Motiven für Handeln, Verantwortungsethik (Diskursethik): beruht auf einem Diskurs zwischen allen Betroffenen. Die nicht selbst sprechen können, werden von einem "Verantworter" vertreten.

 

Ethisches Dilemma

 

Situation, bei der beide Handlungsmöglichkeiten zur Verletzung von ethischen Prinzipien führt. Hier muss dann eine Abwägung vorgenommen werden, welche dieser Prinzipien höher angesetzt werden. Am Ende gibt es keine ideale Lösung, allenfalls eine Lösung, die einen fairen Ausgleich zwischen den verschiedenen Handlungsmöglichkeiten zu erreichen versucht. Mehrzahl: Dilemmata.

 

Experimentalisierung

 

Experimente sind ein zentrales Element des Funktionalismus. Durch ein Experiment versuchen wir zu verstehen, wie etwas funktioniert. Ausgangspunkt für ein Experiment ist eine Vorstellung, ein Modell des untersuchten Vorgangs. Aus diesem Modell leiten wir bestimmte Voraussagen ab: "Was wird geschehen, wenn diese oder jene Ausgangsbedingung vorliegt". Dann wird das "in Wirklichkeit" nachgestellt - man schafft diese Bedingungen und misst experimentell, was herauskommt. Stimmt das beobachtete Ergebnis mit dem vorausgesagten Ergebnis überein, gilt dies als Bestätigung des Modells, stimmt es nicht überein, ist man gezwungen, das Modell zu überdenken und zu verändern (Falsifikation). Ergebnis von Experimenten sind Daten, je besser die Vorbereitung, umso besser und aussagekräftiger die Daten.

 

Typen:

 

Exploration - man bereitet die Bedingungen vor ("Vorversuche")

Heuristik - man sucht nach Zusammenhängen, indem man Parameter variiert

Mechanistik  - Experiment im eigentlichen Sinne, man hat eine konkrete Idee, die man testet

 

Voraussetzungen:

 

  • man braucht eine Idee, die man überprüfen will

  • man braucht ein Objekt, an dem das geht

  • man braucht Bedingungen, die man kontrollieren kann (Reproduktion)

  • man braucht Messinstrumente, die funktionieren und verläßlich sind

Explanandum und Explanans

 

wörtlich (lat.) "das zu Erklärende", also das, was man mit einer Theorie (dem Explanans, wörtlich "das Erklärende") erklären möchte. Beispielsweise ist die Chargaff-Regel (die molare Menge von Adenin in einer DNS ist identisch zur molaren Menge von Thymin) ein Explanandum, was durch das Watson-Crick Modell der Basenpaarung (als Explanans) erklärt wird.

 

Falsifikation

 

Widerlegung einer Arbeits-Hypothese durch ein prüfendes Experiment. Laut Karl Popper der Königsweg der Wissenschaft. Man führt Experimente nicht durch, um etwas zu bestätigen, sondern um es zu überprüfen. Wenn der experimentelle Befund in Widerspruch zur Ausgangshypothese führt, muss diese verändert werden (z.B. durch zusätzliche Annahmen oder Erweiterungen) und man hat damit eine neue Runde der Erkenntnis eingeläutet.

 

Funktionalisierung

 

Ein zentrales Element der Modellbildung. Mathematisch gesehen, erstellt man eine Funktion der Wirklichkeit hin auf ein Modell. An dem Modell werden dann bestimmte Dinge, die man in der Wirklichkeit nicht oder schlecht erkennen kann, abgeleitet oder ausprobiert. Das Ergebnis wird dann wieder in einer Rückfunktion auf die Wirklichkeit rückprojiziert. Diese Art der Erkenntnisgewinnung ist das Schwarzbrot der modernen Biologie. ABER: das funktioniert nur dann, wenn Funktion und Rückfunktion eindeutige Abbildungen sind (Ein-Eindeutigkeit). Das lässt sich immer nur teilweise erreichen. Alle Modelle sind daher begrenzt auf bestimmte Aspekte. Wenn man sie dann auf Dinge anwendet, wo diese Ein-Eindeutigkeit nicht gegeben ist, erhält man falsche Abbildungen und fällt auf die Nase.

 

Funktionalismus

 

Der Funktionalismus ist eine Sichtweise, die sich darauf konzentriert "wie die Dinge sind" und weniger darauf, "was die Dinge sind". Die moderne Biologie ist weitgehend funktionalistisch geprägt. Der Gegensatz dazu ist der Substantialismus. Funktionalismus sucht immer nach Erklärungen, die auf Wirkursachen beruhen.

 

Gen

 

Johannson prägte diesen Begriff, um damit die funktionelle Einheit der Vererbung zu bezeichnen. Achtung: Das ist was anderes als ein Stück DNS! Es ist vielmehr der von diesem Stück DNS ausgelöste Prozess.

 

Glück

 

(Happiness) Zentraler Begriff des Utilitarismus. Zu unterscheiden von Lust (pleasure=momentane individuelle Empfindung) - lässt sich erst im Rückblick feststellen. In der weiteren Entwicklung wurde auch die Vermeidung von Unglück mit einbezogen, daher wird inzwischen der Begriff Präferenz bevorzugt (wenn es etwa darum geht, zwischen zwei Übeln wählen zu müssen). Insgesamt ist der Glücksbegriff praxisbestimmt. Im Gegensatz dazu ist in der Tugendethik ist Glück an Erkenntnis gebunden.

 

Goldene Regel

 

"Was Du nicht willst, was man Dir tu, das füg' auch keinem anderen zu." Im Prinzip das einzige allgemein akzeptierte Grundprinzip von Ethik. Kann sowohl tugendethisch (Kants Kategorischer Imperativ) als auchutilitaristisch (im Prinzip spieltheoretisch) begründet werden.

 

Handlung

 

Steuerbare Aktionen eines Individuums, Ethik und Moral beschreibt im Grunde Handlungsanweisungen, im Gegensatz zu Verhalten (das nicht steuerbar ist). Übergänge sind fließend, zum Beispiel sind Gewohnheiten anfangs Handlungen, werden aber irgendwann mal Verhalten.

 

Hempel-Oppenheimer-Schema

 

Formel für wissenschaftliche Erklärungen. Man steckt rein (als explanans) Naturgesetze (Laws L, das Allgemeine), Randbedingungen (Conditions C, das Spezifische der Situation), Hilfsannahmen (Auxilliaries A, zusätzliche, oft nicht bewusste Annahmen). Hinten raus kommt das, was man erklären will (explanandum). Das kann man nun experimentell überprüfen. Man kann auch vorhersagen, was passiert, wenn... (Implikation) und dies dann experimentell nachbauen.

 

Heuristik

 

Strategien, mit deren Hilfe nach Erklärungen gesucht wird (also Suchstrategien). "Man tut so, als ob...". Determinismus und Reduktivismus sind typische Heuristiken der modernen Biologie. Man tut so, als ob ein bestimmtes Gen eine bestimmte Funktion determiniert (Determinismus). Man tut so, als ob man die Reaktionen einer Zelle auf Aktivitäten von Proteinen reduzieren könnte (Reduktivismus).

 

hypothetischer Imperativ

 

Hypothese ist eine Vermutung. Ein hypothetischer Imperativ bedeutet eine Handlungsanweisung, die mit "wenn - dann" arbeitet. Es handelt sich also um eine bedingte (=konditionale) normative Aussage. Der hypothetische Imperativ bei Kant sind Anweisungen, bei denen "der Zweck die Mittel heiligt". Im Gegensatz dazu steht der kategorische Imperativ, der unabhängig von Raum, Zeit und Person gelten soll.

 

Humes Gesetz

 

"Man kann nicht das Sollen aus dem Sein ableiten". Der englische Philosoph David Humes macht mit diesem Satz Front gegen Naturalistische Fehlschlüsse. Die Tatsache, dass es Morde gibt, kann nicht als Begründund dafür genommen werden, dass man morden darf.

 

Induktion

 

Ableitung von allgemeinen Regeln aus Einzelfällen - man sieht mehrere Schwäne, die weiß sind und folgert "Schwäne sind weiß". Achtung: Induktionsaussagen sind keine Erklärungen. Was geschieht, wenn man einen schwarzen Schwan beobachtet? Man kann dann sagen, das ist kein Schwan oder man kann die obige Induktionsaussage auch als Ganzes als widerlegt ansehen.

 

Intersubjektivität

 

Der zwischen mehreren Individuen im Sinne des Bühlerschen Modells ausgehandelte (!) Code, der der gemeinsamen Kommunikation zugrundegelegt wird. Dieser Begriff steht anstelle des oft verwendeten Begriffs Objektivität und macht bewusst, dass es Objektivität (als von den Individuen losgelöste, absolute Realität) gar nicht geben kann. Diese Begrifflichkeit ist in der Soziologie und den Geisteswissenschaften gängig, in den Naturwissenschaften wird er seltener eingesetzt, weil das Bewusstsein noch nicht hoch entwickelt ist, dass auch das naturwissenschaftliche Wissen nicht absolut ist, sondern von unseren Modellen abhängt (das ist eines der Motivationsgründe für diese Vorlesung).

 

Kategorischer Imperativ

 

Die von Kant formulierte Version der Goldene Regel ("Was Du nicht willst, was man Dir tu, das füg auch keinem andren zu") - zentrale Grundlage für eine von Religion unabhängige Ethik. Achtung: man kann die Goldene Regel durchaus auch aus dem Utilitarismus heraus begründen (nämlich über eine spieltheoretische Argumentation - die Goldene Regel als optimale Mischung aus Altruismus und Egoismus).

In der vollständigen Fassung lautet der Kantsche Kategorische Imperativ:

"Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde. Handle stets so, dass die maxime Deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgbung gelten könne. Handle so, dass Du die Menschheit sowohl in Deiner Person, als in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck niemals bloß als Mittel brauchst. Demnach muss ein jedes vernünftiges Wesen so handeln, als ob es durch seine Maximen jederzeit ein gesetzgebendes Glied im allgemeinen Reich der Zwecke wäre."

Nach Kant eine Notwendigkeit für ethisches Handeln - im Gegensatz zum hypothetischen Imperativ. "Kategorisch" meint hier "bedingungslos" (=unkonditional) also ohne "wenn-dann"

 

Kausalität

 

Beziehung zwischen Ursache und Wirkung. Ursprünglich gab es mehrere Arten von Kausalität:

 

1. Stoffursache

Beispiel: das Erz ist die Stoffursache der Schale, die daraus gemacht wird

Beispiel: Cellulose ist die Stoffursache der Zellwand.

 

2. Formursache

Beispiel: die Schalenform ist die Formursache für die Schale

Beispiel: die Ordnung der Cellulosefasern ist die Formursache der Zellwand.

 

3. Wirkursache

Beispiel: die Tätigkeit des Schmieds ist die Wirkursache für die Schale

Beispiel: die genetische Steuerung der Cellulosesynthase ist Wirkursache für die Zellwand

 

4. Zweckursache (Funktionalerklärung)

Beispiel: die Schale ist gemacht, damit wir trinken können, wäre die Zweckursache für die Existenz der Schale

Beispiel: die Eindämmung des osmotischen Drucks auf die Zellmembran durch die Zellwand ist deren Zweckursache ("um zu" - Aussagen)

 

In der Naturwissenschaft wird nur noch die Wirkursache (causa efficiens) akzeptiert. Es wird jedoch durchaus inzwischen hinterfragt, ob das immer so sein muss.

 

kontrafaktisch

 

in der Ethik das Phänomen, dass eine Regel ("Du sollst nicht töten") durch die Fakten, dass die Regel gebrochen wird ("es gibt aber Morde"), nicht verändert wird (im Gegensatz zu naturgesetzlichen Aussagen). Auch wenn es Morde gibt, gilt dennoch, dass man nicht töten soll.

 

Leviathan

 

Figur von Hobbs, beruhend auf dem apokalyptischen Seeungeheuer, Metapher für den steuernden Staat, der den Kampf aller gegen alle eindämmt. Gegenmodell wäre die invisible hand von Adam Smith, der sagt, dass sich der Egoismus aller durch Selbstorganisation zu einem Gleichgewicht Altruismus/Egoismus des Ganzen führt.

 

Metapher

 

Eine Metapher (eigentlich Meta-phor) ist ein Bild von etwas. Beispiel: Der Arm ist wie ein Hebel - hier ist der Hebel (eigentlich ein mechanisches Gerät) eine Metapher für den Arm. Wenn man sich die mechanischen Gesetze eines Hebels anschaut, kann man daraus ableiten, wie es im Arm funktioniert. Dies ist der erste Schritt zur Modellbildung.

 

Modell

 

Von lat. modus (Maß) Ursprünglich der Mass-Stab für die Herstellung von Säulen in antiken Steinbrüchen. Der Begriff Modell ist doppeldeutig - es gibt "Modelle von", also Nachbildungen von etwas (z.B. eine Modelleisenbahn) und "Modelle für". "Modelle für" leiten sich von Metaphern ab, sind aber mehr als nur Bilder, sondern werden dafür benutzt, um stellvertretend für die Wirklichkeit etwas erfassen zu können, weil es an diesem Stellvertreter leichter geht. Es werden zum Beispiel aus dem Modell Voraussagen abgeleitet, die dann experimentell geprüft werden können. Beispiel wären die Modellorganismen - Drosophila melanogaster ist nicht so spannend, weil sich alle Welt für Fruchtfliegen interessiert, sondern, weil man anDrosophila melanogaster, das genetisch sehr gut erforscht und genetisch sehr gut manipulierbar ist, stellvertretend für andere Tiere die Genetik der Entwicklung studieren will. Drosophila melanogaster ist also hier ein "Modell für" die Entwicklung der Wirbellosen. Mathematisch gesehen ist ein Modell eine Funktionvon etwas Realem. Da man nie alle Aspekte "ganz genau" abbilden kann, weil das zu kompliziert ist, muss man sich auf einen bestimmten Aspekt (das, was man verstehen will) beschränken. Die Funktion ist also nicht bijektiv (ein-eindeutig). Man muss daher bei der Arbeit mit Modellen immer im Blick haben, wofür das Modell erstellt wurde und wofür nicht. Achtung: Modelle sind nie gleich, sondern nur ähnlich. Modellbildung verläuft in drei Schritten: man beginnt mit einer Metapher ("Neurone sind eine Art Elektrokabel"), an dieser Metapher werden in einer systematischen Explikation Dinge abgeleitet ("Wie ändert sich die Spannung, wenn der Querschnitt steigt"), daraus entsteht durch experimentellen Rückvergleich mit der Realität (wie ist das beim Neuron?) das Modell (eine Metapher, die um funktionelle Zusammenhänge angereichert ist).

 

Moral

 

Regelwerk (von mos maiorum = die Sitten der Mehrheit), wonach Handlungen geleitet und bewertet werden. Besteht aus normativen Aussagen, ist also immer eine Vereinbarung. Im Gegensatz zur Ethik ist eine Moral nicht universell, sondern bezogen auf eine Kultur oder gar einen bestimmten Personenkreis (z.B. Katholische Sexualmoral, Bürgerliche Moral).

 

Nature versus Nurture Debatte

Die (oft polemisch geführte) Debatte, was die Persönlichkeit eines Menschen präge, die Gene (nature) oder die Umwelt und Erziehung (nurture). Wissenschaftlich problematisch an dieser Debatte ist der deterministische Ansatz. Vor allem in USA ist diese Debatte politisch virulent, wenn es zum Beispiel darum geht, ob und inwieweit man gesellschaftliche Unterschiede durch Förderung auffangen kann oder soll.

 

Naturalistischer Fehlschluss

 

Begründung von ethischen Entscheidungen durch Naturbeobachtung. Beispielsweise: Eugenik ist gut, weil in der Natur die Schwächeren ausgemerzt werden. Grundproblem ist, dass die Natur weder gut noch böse ist, sondern einfach nur so ist wie sie ist - während es bei der Ethik darum geht, wie wir handeln sollen. Das Grundproblem ist, dass man aus einer Beschreibung keine Handlungsanweisung ableiten kann. Im Alltag tun wir das oft ("Heute ist es aber kalt" - bedeutet oft "Mach bitte das Fenster zu").

 

Naturgesetz

 

Aussagen über Naturerscheinungen, die allgemeingültig sind (das Fallgesetz gibt den Zusammenhang zwischen Fallzeit und Fallhöhe für alle möglichen Gegenstände, die fallen - es geht nicht darum, eine Aussage zu haben, die nur für den Fall des Apfels in Newtons Garten gilt). Formal sind es allquantifizierte Subjunktionen (Wenn die Ausgangsbedingungen so sind (Explanans), dann kommt etwas Bestimmtes heraus (Explanandum)

 

Nomothetisch

 

Form der Wissenschaft, wo nach Erklärungen gesucht wird (im Gegensatz zur beschreibenden Wissenschaft).

 

Norm

 

Zunächst einmal ein Standard, eine Vereinbarung (z.B. DIN-Norm): "So soll ein Papier aussehen, damit es DIN A4 heisst". Nicht notwendigerweise ethisch oder moralisch. Ethik und Moral sind jedoch immer normativ ("Du sollst so handeln, weil so zu handeln, gut ist").

 

Nullhypothese

Wichtige Technik der Experimentalisierung. Ein Sachverhalt, der durch ein Experiment geprüft werden soll, wird als Hypothese formuliert, dass das Experiment auf eine Widerlegung (Falsifikation) dieser Nullhypothese ausgelegt ist. Nur dann lässt sich eine eindeutige Antwort erhalten.

 

Organismus

 

Ein Organismus ist eine ganzheitliche Einheit aus zusammenwirkenden Teilen (eine "funktionelle Einheit"). Alle Lebewesen sind Organismen, aber nicht alle Organismen sind notwendigerweise Lebewesen. Beispielsweise kann auch ein Staat oder eine Familie ein Organismus sein.

 

Paradigma

 

Ein Paradigma (Mz: Paradigmata oder Paradigmen) ist eigentlich ein Beispiel, an dem etwas gezeigt wird ("ein Modell für"). In der Geschichte der Wissenschaft gibt es immer wieder größere Umwälzungen, wo man plötzlich in einer ganz neuen Art auf die Dinge schaut. In einem solchen Fall spricht man von Paradigmenwechsel. Beispielsweise war der Übergang von der Idee der Artkonstanz (Bibel, Cuvier) zur Artabstammung oder Deszendenz (Lamarck, Wallace, Darwin) ein solcher Paradigmenwechsel.

 

Physikalismus

 

Der Physikalismus nimmt an, dass Leben nach den Gesetzen von Physik und Chemie funktioniert und man keine darüber hinausgehende Vis vitalis braucht. Gegensatz dazu ist der Vitalismus.

 

Präformation

 

Ein Erklärungsansatz für die Entwicklung, wobei angenommen wird, dass im Ei der Organismus schon vorgeformt (prae-formare lat. "vor-formen") vorhanden ist und nur noch durch Wachstum größer wird. Im Innern des Embryos ist die nächste Generation schon eingeschachtelt, in dem Miniembryo die Enkelgeneration, usw. Populär war dieses Konzept im Holland des 17. Jahrhunderts, weil hier der damals übliche Calvinismus mit seiner Prädeterminationslehre (schon bei der Geburt ist das menschliche Schicksal durch Gott festgelegt) hier eine biologische Entsprechung fand. Gegenmodell ist die Epigenese.

 

Reduktivismus

 

Reduktion eines zu erklärenden Phänomens auf eine einfachere Ebene. Es handelt sich um eine heuristische Strategie ("Man tut so als ob..."), um Erklärungen anfertigen zu können. Beispielsweise kann man sich bei der Betrachtung der Muskelbewegung auf die Verschiebung der Actinfilamente beschränken, indem man andere Aspekte, z.B. die Hebelwirkung oder die Steuerung des Muskels durch Nervensignale, außen vor lässt. Man muss sich aber im Klaren darüber sein, dass die erhaltene Erklärung dann auch nur die biochemische Grundlage der Muskelbewegung erklärt und keine Extrapolation auf die aussen vor gelassenen Aspekte erlaubt. In einem zweiten Schritt kann man sich dann in einem weiteren reduktivistischen Schritt diese Aspekte vornehmen. Solange man sich dieser Beschränkung des Reduktivismus bewusst ist, gibt es kein Problem. Problematisch wird es nur dann, wenn man das "als ob" vergisst und wirklich glaubt, dass Muskelbewegung nicht mehr ist also die Motoraktivität von Myosinen.

selektive Wahrnehmung

Beim Beobachten wird die Aufmerksamkeit nur auf einen Teil der Wirklichkeit gelenkt (abhängig von zuvor gebildeten inneren Repräsentationen), alles andere wird aktiv (und mit Mühe) ausgeblendet.

Shannon-Definition von Information(sgehalt)

Der Informationsgehalt eines gegebenen Zustands eines Systems ist umso höher, je mehr Zustände das System eingeben kann, er ist also invers der Wahrscheinlichkeit dieses Zustands. Das kann mit in bit beziffern. Achtung: mit "Information" hat die Shannon-Formel wenig zu tun, sie beschreibt nur die mögliche Information (man braucht aber Wissen, um diesen Informationsgehalt ausschöpfen zu können.

 

Signal

 

Überträger von Information. Die Natur des Signals ist dabei irrelevant. Seine Bedeutung kommt aus einem zuvor zwischen Empfänger und Sender vereinbarten Code. Signal ist eigentlich ein Synonym für das Zeichen im Bühlerschen Organonmodell. Achtung: Signale gibt es natürlich auch außerhalb der Sprache. Die Vereinbarung eines Codes muss nicht unbedingt durch individuelle "Verhandlungen" erfolgen, sondern kann auch im Zuge der Evolution entstehen.

 

Soziobiologie

 

Anwendung biologischer Verhaltenstheorie auf die menschliche Gesellschaft. Verhaltensmuster werden also mit Selektionsvorteilen in Beziehung gesetzt. Die Existenz von individuellem Altruismus wird im Prinzip erklärt als kollektiver Egoismus der Population, die davon einen Vorteil hat, wenn ihre Individuen altruistisch handeln. Soziobiologie ist quasi der Versuch, moralisches und ethisches Handeln auf evolutionsbiologischer Grundlage zu erklären.

 

Spieltheorie

 

Mathematische Beschreibung stabiler Lösungen, die sich bei widerstrebenden Interessen / Parteien herausbilden. Voraussetzung ist, dass die Parteien nicht miteinander kommunizieren, so dass jeder gemäß der Annahme, die er über das Verhalten des anderen macht, handelt (Gefangenendilemma). Grundlage dafür sind Tabellen, wo für die verschiedenen möglichen Fälle der jeweilige Schaden / Nutzen dargestellt wird (sogenannte pay-off Matrizen). Daraus lassen sich Strategien ableiten, die entweder für das Individuum oder die Population am vorteilhaftesten sind. Grundlage für die Soziobiologie und letztlich auch für denUtilitarismus.

 

Subjunktion

 

Eine Zuordnung. Wenn-Dann-Beziehung. Immer dann, wenn P vorliegt, tritt auch Q auf. Zentrales Element von Erklärungen.

 

Synthetische Biologie

 

Eine Wissenschaftsrichtung, wo es darum geht, lebendige Organismen auf technische Weise sehr eingreifend umzustrukturieren oder im Extremfall, Lebensformen neu zu synthetisieren. Der Übergang zur Gentechnik und anderen Formen des biologischen Experimentierens sind fließend, aber generell wird unter synthetischer Biologie schon verstanden, dass nicht nur ein einzelnes Gen eingebracht wird, sondern ganze Funktionen (etwa metabolische Wege) neu strukturiert werden.

 

Substantialismus

 

Substantialismus ist eine Sichtweise, wo es vor allem darum geht, Dinge zu beschreiben ("was sind sie"?). Dadurch dass Adam Tiere und Pflanzen benennt, beherrscht er sie. Ebenso versucht etwa die Taxonomie durch die genaue Benennung von Lebewesen, Herrschaft über sie zu gewinnen. Ein Substantialist ist zufrieden, wenn er alles benannt und beschrieben hat. Der Gegenbegriff ist Funktionalismus - ein Funktionalist ist eben noch lange nicht zufrieden, wenn er alles benannt hat, er möchte herausbekommen, "wie die Dinge sind"? Die heutige Biologie ist weitgehend funktionalistisch geprägt - es gibt jedoch durchaus noch substantialistische Inseln, etwa in der Systematik und Taxonomie. Anmerkung: man kann Systematik und Taxonomie aber durchaus auch funktionalistisch beschreiben, wenn man sie zum Beispiel evolutionsbiologisch betrachtet.

 

Systematische Explikation

 

Der zweite Schritt bei der Modellbildung - hierbei werden aus einer Metapher bestimmte Folgerungen abgeleitet, die dann wieder experimentell in der Realität geprüft werden können. Aus einer - zunächst holzschnittartigen - Metapher entsteht über systematische Explikation ein immer feineres Modell. Achtung: Dies ist immer in einen bestimmten Zweck eingebunden (elektrische Schaltkreise als Modelle von neuronalen Netzwerken, "um zu erklären, wie die Ströme durch das Netzwerk fließen").

 

Tit-for-That

 

Spieltheoretisch begründbare Strategie, wo zwei Gegner / Partner zunächst einmal kooperativ sind und dann sich entsprechend der Reaktion des Gegners / Partners verhalten: Ist dieser auch kooperativ, ist man es selbst auch weiterhin, handelt der andere "fies", antwortet man selbst auch mit egoistischem Verhalten. Diese Strategie ist evolutionär gesehen unter allen anderen Strategien die statistisch erfolgreichste. Letztendlich ist das der Grund, warum in der Evolution auf  Dauer immer kooperative Modelle (Symbiosen) am nachhaltigsten sind. Wichtig: die Strategie funktioniert ohne einen übergeordneten Steuermann.

 

Tugendethik

 

Tugend (lat. virtus, Männlichkeit von vir Mann, althochdeutsch tucht, taugen), im Grunde einfach Fähigkeit, Fertigkeit, Tüchtigkeit - geeignet sein für eine bestimmte Handlung, Rolle oder Beruf. Tugendhaftes Handeln beruht auf dem Motiv des Handelns. Eine Handlung, die ein "gutes" Ergebnis hat, aber aus einem "schlechten" Motiv heraus begangen wurde, ist zu verurteilen (Gegenmodell: "Der Zweck heiligt die Mittel"). Das Prinzip der Tugendethik wird traditionell durch Platons Gleichnis von den Schatten verbildlicht: die Wahrnehmung der Dinge selbst ist höher als die Wahrnehmung ihrer Schatten - will sagen, die Motive sind die Dinge, die Handlungen sind nur die Schatten. Der zugrundeliegende Glücksbegriff ist an Erkenntnis orientiert. Bei der Verantwortungsethik wird nicht nur das Motiv, sondern auch die tatsächliche Handlungsfolge beurteilt - wenn jemand aus einem guten Motiv heraus etwas Schlechtes tut, ist das also zu verurteilen.

 

Utilitarismus

 

Ethisches System, das auf einer Maximierung des allgemeinen Nutzens beruht (Spieltheorie,Soziobiologie). Dies erlaubt es, sich über die Interessen von Einzelnen hinwegzusetzen. Beispielsweise kann utilitaristisch begründet werden, dass man behinderte Kinder abtreibt, weil der Nutzen für die Gesellschaft dem Interesse des Kindes, am Leben zu bleiben, überwiegt. Der zugrundeliegende Glücksbegriff ist praktisch orientiert.

 

Unterform:

 

Handlungsutilitarismus - individueller Nutzen von Handlungen (Luststeigerung durch Regelbrechung) wird mit dem kollektiven Nutzen (was sind die Gesamtfolgen) verrechnet. Mathematische Ansätze: Spieltheorie. Beispiel: "Wort halten" kann momentan unangenehm sein, in der Summe ist es jedoch für das Individuum nützlicher, weil "Wort brechen" dazu führt, dass man keinen Kredit mehr bekommt und dann in der Summe schlechter fährt.

 

Präferenzutilitarismus - das "Glück" als Maßstab wird ersetzt durch "Präferenz", sehr oft geht es ja darum, zwischen zwei "Unglücken" zu wählen.

 

Verantwortungsethik (Diskursethik)

 

Ethisches System, das darauf beruht, dass alle Seiten sprechen können. Diejenigen, die nicht selbst sprechen können (z.B. ungeborene Kinder), müssen hierbei von einem Fürsprecher vertreten werden. Grundproblem: wer erteilt das Mandat?

 

Vitalismus

 

Der Vitalismus nimmt an, dass "Leben" etwas besitzt. Diese "Lebenskraft" (vis vitalis) oder "Seele" gehe über die Gesetze von Physik und Chemie hinaus. Auch wenn die Gesetze von Physik und Chemie in Lebewesen gültig seien, würden sie von einer intelligenten "Lebenskraft" auf einen jeweiligen Endzweck hin dirigiert. Der Gegensatz zum Vitalismus ist der Physikalismus.

 

 

Wahrnehmen

 

Eine Tätigkeit, bei der Reize aus der Außenwelt und Konzepte aus dem Innern so zusammengeführt werden, dass Information entsteht. Dabei wird immer die Komplexität der Reize reduziert (gefiltert). Wenn sich äußere Reize nicht mit den im Innern vorgebildeten Konzepten in Übereinstimmung bringen lassen, führt dies zu einer psychischen Beunruhigung, die wir Erkenntnis nennen. Dabei werden die Konzepte so weit verändert, bis die neuen Reize integriert sind. Wenn dies nicht gelingt, weil die Konzepte für die Person sehr stark oder sehr zentral sind, können solche nicht passenden Reize aus dem Bewusstsein eliminiert werden, um so die Beunruhigung der Erkenntnis zu vermeiden (Verdrängung).

 

Zeichen

 

Der zentrale Part im Bühlerschen Organonmodell. Jede Art von Kommunikation (das gilt auch für die Bereiche ausserhalb der menschlichen Sprache) benutzt Zeichen. Zeichen "zeigen" auf etwas, sind also Abbildungen von etwas (Wittgensteins Auffassung von Sprache). Die Zuordnung zwischen Zeichen (Wort) und des Bezeichneten (Ding) ist nichts anderes als ein Code. Die Codes von Empfänger und Sender sollten idealerweise übereinstimmen (tun sie zu einem gewissen Grad auch, aber nie zu 100%).