Reis verwechselt Licht mit Dunkel

Die Reismutante hebiba verwechselt Licht mit Dunkel. Grund für dieses kuriose Verhalten ist ihre Unfähigkeit, das Pflanzenhormon Jasmonat zu bilden.

 

Riemann M, Müller A, Korte A, Furuya M, Weiler EW, Nick P (2003) Impaired Induction of the Jasmonate Pathway in the Rice Mutant hebiba. Plant Physiol 133, 1820-1830 (82 Zitate, Stand 27.09.2019) - pdf

Worum geht es? Die Koleoptile (Keimscheide) von Reis wächst im Dunkeln sehr schnell und hat die Aufgabe, die jungen Blätter rasch durch die Erde zum Licht zu leiten. In dem Augenblick, wo die Spitze der Koleoptile das Licht der Welt erblickt, hört sie auf zu wachsen und die Blätter stoßen durch ihre Spitze hinaus ins Sonnenlicht. Verantwortlich für die Lichtwahrnehmung der Koleoptile ist das pflanzliche Sehpigment Phytochrom. "Blinde" Mutanten von Reis, bei denen Phytochrom ausgefallen ist, setzen das Koleoptilwachstum auch im Licht fort. In einer Sammlung von Mutanten, die mithilfe radioaktiver Strahlung im sogenannten Gamma-Field nördlich von Tokyo erzeugt worden waren, wurde eine solche "blinde" Mutante entdeckt. Diese Mutante zeigte auch ein überstarkes Blattwachstum und wurde wegen ihrer schlangenartig kriechenden Blätter hebiba (japanisch für "Schlangenblatt") getauft. Eine genauere Untersuchung zeigte nun, dass hebiba gar nicht blind ist, sondern Licht und Dunkel verwechselt - im Dunkeln ist das Koleoptilwachstum gehemmt, im Licht wird es angeregt (also genau umgekehrt wie im Wildtyp). Bei der Suche nach dem Grund für dieses kuriose Verhalten stellte sich heraus, dass diese Mutante nicht mehr in der Lage ist, das Pflanzenhormon Jasmonsäure zu bilden. Jasmonsäure war bis dahin als Stresshormon bekannt - die hebiba Mutante zeigt nun, dass dieses Hormon auch noch für die Verarbeitung von Lichtsignalen wichtig ist.