6: Erklärung und Reduktion

 

1. Welche der folgenden Bücher sind Beschreibungen, welche sind Erklärungen? Erläutern Sie jeweils kurz und prägnant Ihre Zuordnung.

Darwin: Origin of Species

Schmeil-Fitschen: Flora von Deutschland

Mendel: Versuche über Pflanzenhybriden

Moses: Genesis

 

2. In Malariagebieten ist die Häufigkeit der Sichelzellanämie erhöht. Die Erklärung dafür haben Sie im ersten Semester in den Grundlagen der Biologie gehört. Machen Sie sich an diesem Beispiel klar, wie eine Erklärung funktioniert und formulieren Sie:

  • Was ist das Explanandum?
  • Was ist der Kern der Erklärung? (wo ist der Knackpunkt?)
  • Welche zusätzlichen Regeln oder Gesetzmäßigkeiten benutzen Sie zusätzlich, um diese Erklärung anzufertigen? (was sind also die Hilfsannahmen, auxiliaries)
  • Welche Implikationen lassen sich aus dieser Erklärung ableiten (eine als Beispiel genügt)
  • Wie könnte man dies experimentell oder empirisch überprüfen?

 

3. Geben Sie an, für welche Komplexitätsebene (zur Auswahl stehen Molekül, Zelle, Organismus, Population) folgende Erklärungen sinnvoll sind und erläutern Sie Ihre Auswahl.

  • Pauli-Regel
  • ABC-Modell der Blütenbildung
  • Darwins natürliche Zuchtwahl
  • 2. Mendelsches Gesetz
  • Codon-Schema
  • Differentielle Genexpression

4. In den 70er Jahren wurde entdeckt, dass der Anteil von Gewaltkriminalität bei Männern mit einem überzähligen Y-Chromosom höher war als bei der Gesamtbevölkerung. Man sprach vom "Mörderchromosom". Stellen Sie an diesem Beispiel dar, wo hier eine Reduktion stattgefunden hat und diskutieren Sie, inwiefern diese Reduktion nicht angemessen war.

 

5. In politischen Diskussionen stehen oft zwei konträre Sichtweisen unversöhnlich gegeneinander. Beide arbeiten mit logisch klingenden "Erklärungen". Ein Beispiel, das jetzt angesichts des Ukrainekriegs wieder virulent geworden ist - die einen führen den Fall der Mauer auf die Ostpolitik Willy Brandts zurück, die anderen auf die jahrelange Abschreckungspolitik. Es geht jetzt nicht darum, sich für eine der beiden Sichtweisen zu entscheiden (vermutlich sind beide nicht richtig...), sondern darum, sich diese Erklärungen vergleichend zu wissenschaftlichen Erklärungen anzuschauen. Gibt es Unterschiede? Wenn ja, welche?

 

6. Im Labor versucht man, durch Kontrolle über möglichst viele Bedingungen, standardisierte Verhältnisse zu erreichen, so dass man nur den Faktor von Interesse variieren kann. Die beobachteten Unterschiede im Verhalten des experimentellen Systems lassen sich dann auf diesen Faktor ("Ursache") zurückführen. In der ökologischen Forschung hat man diese Möglichkeit in der Regel nicht, weil man natürlich nicht eine ganze Landschaft kontrollieren kann. Welchen Weg geht man hier, um Ursache-Wirkungs-Gefüge untersuchen zu können.

Nachbereitung zu 6: Erklärung und Reduktion