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SS 2023Kaum ein anderer Begriff kommt so wuchtig daher und ist doch unglaublich nebulös. Gerade in ethischen Diskussionen spielt Wahrheit eine große Rolle, ebenso behaupten wir in der Wissenschaft danach zu suchen und vor Gericht versprechen wir, nichts als die Wahrheit zu reden. Reden wir aber immer vom Selben oder reden wir nicht die meiste Zeit aneinander vorbei. Zeit, sich einmal mit diesem schillernden Begriff auseinanderzusetzen. Da man die Wahrheit am besten erkennt, wenn man sie von völlig unterschiedlichen Richtungen umkreist, tun wir das auf interdisziplinäre Weise. Würde man die beiden Bienen fragen, ob sie nun denn die Wahrheit gefunden haben, würden sie diese Frage vermutlich verwundert aber entschieden bejahen. Ob wir Menschen die Wahrheit, hätten wir sie denn gefunden, ebenso zweifelsfrei als solche erkennen würden, ist hingegen nicht so ganz klar ausgemacht. Wir brauchen vermutlich Kriterien. Ort: Großer Saal im GDH Geb. 01.52 Zeit: Di 15:45-17:15
begleitendes Seminar: Di 15:45-17:15, SR 506-507, Biologieturm Gbd. 30.43. Programm, Materialien und Anmeldung über Ilias KIT-Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften SS 23 BIO_PHIL_Forum_für_kritische_Interdisziplinarität_FKI
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Prof. Dr. Andreas Hüttemann, Universität Köln. Reduktionismus, Perspektivismus und Wahrheit. Di, 23. Mai 2023
Wissenschaft wird gerne als "objektiv" gesehen. Doch ist das wirklich zutreffend? Um einen Gegenstand wissenschaftlich bearbeiten zu können, müssen wir in der Regel die komplexe Wirklichkeit auf etwas reduzieren, was unseren Methoden zugänglich ist. Diese Reduktion hängt davon ab, was wir als essentiell und was wir als peripher erachten. Unsere Perspektive fließt also in die wissenschaftliche Arbeit mit dem Gegenstand mit ein. Bleibt hier die "Wahrheit" auf der Strecke? Hängt sie von unserer Perspektive ab? |
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Prof. Dr. Olaf Müller, Humboldt-Universität Berlin. Wahrheit aus neopragmatischer Sicht. Di, 20. Juni 2023 Wissenschaftliche und ethische Wahrheiten werden traditionell zwei getrennten Sphären zugeordnet. Die Welt des "ist" und die Welt des "sollte" gelten seit Humes als etwas, was man nicht vermischen sollte. Aber vielleicht sind sie nicht so unterschiedlich, wie gemeinhin angenommen. Beide folgen ähnlichen Gesetzen von Schlüssigkeit, Logik und auch Ästhetik. Wissenschaft wird gerne als "objektiv" gesehen, Ethik hingegen eher als abhängig von gesellschaftlichen Aushandlungs-Prozessen. Diese Abgrenzung wird von Olaf Müller kritisch hinterfragt. |
Forum für Kritische Interdisziplinarität (FKI)
Was ist die Motivation?
Wissenschaft war und ist eine zentrale Triebfeder der menschlichen Kultur. Während die aktive Teilnahme an wissenschaftlichen Debatten bis weit ins 19. Jahrhundert hinein ein ganz selbstverständliches Element des Kulturlebens war, sind sich inzwischen Wissenschaft und Gesellschaft einander fremd geworden. In der gesellschaftlichen Wahrnehmung ist Wissenschaft für Außenstehende kaum zu verstehen und steht im Ruf, über "ein spezialisiertes Nichts fast alles zu wissen". Das Gespräch über die Fachgrenzen hinweg, der Mut auch von jenseits des Zauns intelligente Fragen zu stellen oder scheinbar festgefügte Ideen kritisch zu hinterfragen, ist nötiger denn je.
Was wollen wir?
Als ein Beitrag dazu richten wir im Moment am KIT das „Forum für kritische Interdisziplinarität“ (FKI) ein. Grundstock ist das Preisgeld für den Landeslehrpreis, der 2015 zum ersten Mal ans KIT ging (Presseinformation). Mit dem FKI verfolgen wir zwei Ziele:
1. Inhaltlich sollen Themen präsentiert und diskutiert werden, die interdisziplinär sind. Dies umfaßt zum einen typische Grenz- und Querschnittsfragestellungen, die zum eigenen Fragen und Diskutieren anregen, etwa „Form und Prozeß“, „Organismus und Struktur“, „Geschichte und Natur“, „Kraft und Gesetz“. Zum anderen soll aber auch die Veränderung der Wissenschaften selber – und hier vor allem die Naturwissenschaften – sichtbar gemacht werden. Wie hängen unsere Konzepte von unseren Werkzeugen und Medien ab? Wie bestimmen die Methoden, die uns zur Verfügung stehen, die Bilder, mit denen wir die Welt um uns erklären?
2. Interdisziplinarität lebt vom Gespräch und die zentrale Form des FKI wird daher das wissenschaftliche Gespräch. Ein besonderes Anliegen ist es uns daher, diese Formen zu leben und in verschiedenen Formaten für Studierende unterschiedlicher Disziplinen zugänglich zu machen. Hierher gehören neben „klassischen“ Vorträgen vor allem Themenworkshops und Summerschools.
Das FKI richtet sich an Studierenden aller Fachrichtungen, die schon Studienerfahrungen gesammelt oder einen Studienabschluß erworben haben. Wenn Sie Interesse haben, sprechen Sie uns doch einfach an!
Prof. Dr. Mathias Gutmann, Institut für Philosophie
Prof. Dr. Peter Nick, Botanisches Institut