Killeralge gegen Weinrebe - Krieg der Signale

Killeralge gegen Weinrebe - Krieg der Signale.

39. Kiefer B, Riemann M, Büche C, Kassemeyer HH, Nick P (2002) The host guides morphogenesis and stomatal targeting in the grapevine pathogen Plasmopara viticola. Planta 215, 387-393. pdf

63 Zitate.

 

Worum geht es? Die Rebenperonospora zählt zu den heftigsten Krankheiten im Weinbau. Der Erreger, Plasmopara viticola, obwohl oft als Pilz bezeichnet, ist eigentlich eine parasitische Killeralge, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach Europa eingeschleppt wurde und seither dramatische Schäden anrichtet. Der Weinbau ist für 70% des Fungizidverbrauchs in Europa verantwortlich, der Gutteil geht auf das Konto der Rebenperonospora. Der Grund liegt im Lebenszyklus dieses Erregers. Die begeißelten Zoosporen finden binnen weniger Minuten die nächste Spaltöffnung und schlüpfen hinein. Im Innern des Blattes entwickelt sich dann ein Mycel, was die Pflanzenzellen in Zombies verwandelt und nach etwa 3-4 Tagen Sporangien bildet, die aus den Spaltöffnungen herauswachsen und einen neuen Lebenszyklus beginnen. Nur in den knapp 30 min, in denen sich dieser Schädling auf der Blattoberfläche befindet, entfalten Fungizide überhaupt eine Wirkung. In der Arbeit können wir zeigen, dass P. viticola sich anhand von Stoffen, die aus den Spaltöffnungen dringen, orientiert. Er folgt also dem "Mundgeruch" der Pflanze. Auch die Bildung eines Keimschlauchs, mit dem er die Spaltöffnung ertastet und dann ins Blattinnere eindringt, wird durch chemische Faktoren der Pflanze gesteuert. Aus diesem Wissen lassen sich neue Bekämpfungsstrategien entwickeln, beispielsweise könnte man, wenn man den "Mundgeruch" identifiziert, die Sporen verwirren und so den Infektionszyklus durch "Parfümierung" der Blätter unterbrechen.