2015_06 Neue Waffen gegen Esca

Wieder mal die Wildrebe: überraschenderweise zeigt sich diese gegen die neue Esca-Krankheit gut gerüstet.

Wenn einzelne, zuvor gesund wirkende Weinstöcke von einer Woche auf die andere völlig zusammenbrechen, hat man es mit einer der rätselhaften Holzkrankheiten der Rebe zu tun. Esca ist das lateinische Wort für Zunder und bezeichnet die bekannteste dieser Krankheiten. Esca ist jedoch nicht allein – gemeinsam mit der Black Dead Arm Krankheit und der Eutypiose bildet sie ein diabolisches Trio, das sich in allen Weinbauregionen der Erde immer mehr ausbreitet. Werden diese Krankheiten sichtbar, ist es schon viel zu spät – zwischen Infektion und Ausbruch vergehen Jahre und man kann davon ausgehen, dass in jedem Folgejahr etwa 5% der Rebstöcke ausfallen werden. Und das ist vermutlich erst der Beginn einer sich verschärfenden Entwicklung; denn der einzige Weg, diese Krankheiten auf chemischem Wege zu bekämpfen ist gleichzeitig hochgiftig: Arsenit, was aus gutem Grund seit 2001 verboten ist. Aber seither beobachtet man eine beunruhigende Ausbreitung dieser Krankheiten, die vermutlich auch durch die globale Erwärmung weiter beflügelt wird. Eine befriedigende Alternative für das Arsenit steht nicht zur Verfügung. Die Lebensdauer unserer Weinberge steht also in Gefahr und damit auch die Qualität des Weins, weil mittelfristig nur noch mit jungen Rebstöcken gearbeitet werden kann. Dies bedroht natürlich auch die unverwechselbare Eigenart von Wein, die bislang ja für eine Weinbauregion typisch ist. Wir müssen auch damit rechnen, dass ganze Weinberge, nachdem sie erst einmal von diesen Krankheiten dahingerafft wurden, gar nicht mehr weitergeführt werden können. In dieser Arbeit wird nun gezeigt, dass die Europäische Wildrebe, die Stamm-Mutter unserer Kulturrebe, sich gegen die Erreger von Esca sehr gut wehren kann. Um das untersuchen zu können, braucht man erst mal einen standisierten Test. Unsere Kooperationspartner im Labor von Prof. Dr. Bertsch in Colmar haben dafür einen "Black&Decker Test" entwickelt. Damit konnte dann nicht nur gezeigt werden, dass einige der Wildreben aus unserer Sammlung resistent sind, sondern auch den Zusammenhang dieser Resistenz mit der Aktivierung von Stilbensynthase-Genen. Diese Arbeit ist übrigens ein Produkt des Forschungsnetzwerks BACCHUS - Nachhaltiger Weinbau.

Veröffentlichung

116. Guan X, Essaki H, Laloue H, Nick P, Bertsch C, Chong J (2015) Mining new resources for grape resistance against Botryosphaeriaceae: a focus on Vitis vinifera ssp. sylvestris. Plant Pathol doi: 10.1111/ppa.12405 - pdf